VPD (Vapor Pressure Deficit) - Alles was du wissen musst
Veröffentlicht am: 09.12.2025Das Klima im Growraum entscheidet darüber, wie schnell und wie gesund deine Pflanzen wachsen. Viele Grower achten zwar auf Temperatur und Luftfeuchtigkeit, doch das Zusammenspiel dieser beiden Werte bleibt oft unberücksichtigt. Genau hier setzt VPD an – der Vapor Pressure Deficit. VPD beschreibt den Unterschied zwischen der Feuchtigkeit in der Luft und der Feuchtigkeit im Blattinneren und zeigt damit an, wie stark Pflanzen Wasser verdunsten und Nährstoffe aufnehmen können.
Wer VPD versteht und richtig einstellt, kontrolliert den wichtigsten Klimafaktor überhaupt: die Balance aus Verdunstung, Wachstum, Stressniveau und Ertrag. Dieser Leitfaden erklärt VPD einfach und praxisnah, zeigt optimale Werte für jede Phase und bietet konkrete Tipps für ein stabiles, gesundes Raumklima.
Was ist VPD? (Einfach erklärt)
VPD steht für Vapor Pressure Deficit und beschreibt den Unterschied zwischen der Feuchtigkeit in der Umgebungsluft und der Feuchtigkeit, die aus dem Blattinneren der Pflanze entweichen möchte. Dieser Unterschied erzeugt einen „Verdunstungsdruck“, der bestimmt, wie stark eine Pflanze Wasser abgibt und wie effizient sie Nährstoffe aus dem Wurzelbereich transportieren kann.
In einfachen Worten:
VPD zeigt dir, wie leicht oder wie schwer es für die Pflanze ist, Wasser über ihre Blätter zu verdunsten.
Dieser Verdunstungsprozess ist essenziell für:
-
Nährstoffaufnahme
-
Temperaturregulation
-
Wachstum
-
Blütenentwicklung
Ist der VPD-Wert zu niedrig, verdunstet die Pflanze kaum Wasser.
Ist er zu hoch, verliert sie zu viel Wasser und gerät in Stress.
Der VPD verbindet Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu einem einzigen Wert, der dir präzise zeigt, wie wohl sich deine Pflanzen im aktuellen Klima fühlen.
Warum ist VPD so wichtig?
VPD ist einer der entscheidenden Faktoren für gesundes Pflanzenwachstum. Er beeinflusst gleich mehrere zentrale Prozesse, die bestimmen, wie schnell und wie kräftig eine Pflanze sich entwickelt. Während Temperatur oder Luftfeuchtigkeit allein nur Teilaspekte zeigen, fasst der VPD beide Werte zu einer einzigen, aussagekräftigen Kennzahl zusammen.
Hier sind die wichtigsten Gründe, warum VPD so bedeutend ist:
1. VPD steuert die Verdunstung der Pflanze
Verdunstung über die Blattporen (Stomata) ist der Motor für:
-
Wasseraufnahme
-
Nährstofftransport
-
Gasaustausch
Ein optimaler VPD sorgt dafür, dass die Pflanze genau richtig viel Wasser abgibt.
Zu niedrig = kaum Verdunstung
Zu hoch = zu starke Verdunstung
2. VPD bestimmt die Nährstoffaufnahme
Ohne ausreichende Verdunstung ziehen die Wurzeln kaum Wasser nach.
Das bedeutet:
-
weniger Nährstoffe gelangen in die Pflanze
-
Wachstum verlangsamt sich
-
Mangelerscheinungen treten häufiger auf
Ein ausgeglichener VPD verbessert die Nährstoffeffizienz deutlich.
3. VPD beeinflusst die Öffnung der Stomata
Stomata öffnen und schließen sich je nach Klima.
Der VPD ist der entscheidende Faktor für ihre Regulation.
-
optimaler VPD → Stomata offen → aktive Photosynthese
-
zu hoher VPD → Stomata schließen → Wachstum stoppt
Damit steuert VPD direkt die Energieproduktion der Pflanze.
4. VPD regelt Stressniveau und Widerstandskraft
Falscher VPD belastet die Pflanze stärker als viele denken:
-
zu niedrig → Gefahr für Schimmel, Sauerstoffmangel im Substrat
-
zu hoch → Dehydration, Hitzestress, verbrannte Blattspitzen
Ein stabiler VPD schützt die Pflanze vor Stress und macht sie widerstandsfähiger.
5. VPD optimiert Wachstum und Ertrag
Richtig eingestellter VPD führt zu:
-
schnellerem Wachstum
-
kräftiger Blattstruktur
-
besserer Wurzelentwicklung
-
höherer Blütendichte
-
stärkeren Enderträgen
VPD ist damit einer der effektivsten Stellschrauben im Indoor-Grow.
Kurz gesagt:
VPD zeigt dir, ob das Klima den Pflanzen hilft – oder sie ausbremst.
Wie berechnet sich VPD? (Einfach, ohne Formeln)
VPD klingt kompliziert, aber das Prinzip dahinter ist sehr einfach.
Es basiert auf zwei Faktoren:
-
Temperatur (wie viel Feuchtigkeit die Luft maximal halten kann)
-
Luftfeuchtigkeit (wie viel Feuchtigkeit die Luft tatsächlich enthält)
Je größer der Unterschied zwischen diesen beiden Werten ist, desto trockener wirkt die Luft auf die Pflanze – und desto stärker möchte das Wasser aus dem Blatt entweichen.
Das Grundprinzip in einfachen Worten
-
Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen.
-
Kühle Luft kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen.
-
Hohe Luftfeuchtigkeit = Luft ist „voll“.
-
Niedrige Luftfeuchtigkeit = Luft ist „hungrig“.
Der VPD gibt an, wie sehr die Luft die Feuchtigkeit aus dem Blatt „anzieht“.
Hoher VPD = die Luft zieht sehr stark → Pflanze verdunstet viel
Niedriger VPD = die Luft zieht kaum → Pflanze verdunstet wenig
Warum man VPD nicht im Kopf ausrechnen kann
Die Beziehung zwischen Temperatur & Feuchtigkeit ist nicht linear.
Das bedeutet:
-
eine Änderung von 1 °C verändert die maximale Luftfeuchte stark
-
dieselbe Luftfeuchtigkeit hat bei anderen Temperaturen eine völlig andere Wirkung
Darum benutzen Grower VPD-Tabellen oder Apps, statt den Wert selbst auszurechnen.
Wie man VPD in der Praxis „misst“
Du brauchst lediglich:
-
einen Thermometer/Hygrometer
-
optional: ein Messgerät für die Blattoberflächentemperatur (Infrarot)
Wichtig:
Die Blätter sind meistens 1–3 °C kühler als die Raumluft, besonders unter LED.
Professionell misst man daher:
-
Blatt-Temperatur
-
Luft-Temperatur
-
Luftfeuchtigkeit
Eine App trägt diese Werte in die VPD-Formel ein und zeigt den korrekten Wert an.
Blatt-Temperatur: der häufigste unterschätzte Punkt
Viele Grower berechnen den VPD nur mit der Lufttemperatur.
Das führt fast immer zu falschen Ergebnissen.
Beispiel:
Raum: 26 °C
Blatt: 24 °C
Luftfeuchte: 60 %
Der VPD ist völlig anders, je nachdem, ob du 26 °C oder 24 °C einsetzt.
Für eine korrekte VPD-Steuerung ist die Blatt-Temperatur entscheidend.
Praktische Empfehlung
-
nutze eine VPD-App oder Tabelle
-
miss Blatt- und Lufttemperatur
-
sieh dir an, in welcher VPD-Zone sich deine Pflanzen befinden
-
passe entweder Temperatur oder Luftfeuchtigkeit an
Damit bekommst du ein Klima, das perfekt zur Wachstumsphase passt.
Warum die VPD-Werte steigen, je weiter die Pflanze fortschreitet
Mit zunehmendem Alter:
-
verstärkt die Pflanze ihre Fähigkeit, Wasser selbst zu regulieren
-
steigt der Bedarf an aktiver Transpiration
-
wird ein leicht trockeneres Klima toleriert
-
sinkt das Schimmelrisiko durch höhere VPD-Werte
Deshalb sind hohe VPD-Zonen in der Blütephase nicht nur tolerierbar, sondern vorteilhaft, solange Temperatur und Luftfeuchtigkeit kontrolliert werden.
So nutzt du die Tabelle in der Praxis
-
Miss Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit.
-
Miss idealerweise auch die Blattoberflächentemperatur.
-
Trage die Werte in eine VPD-App oder Tabelle ein.
-
Vergleiche den berechneten Wert mit der Zone der aktuellen Wachstumsphase.
-
Passe bei Bedarf Temperatur oder Luftfeuchtigkeit an.
Wie misst man VPD in der Praxis?
Auch wenn die VPD-Berechnung mathematisch komplex ist, ist die praktische Messung sehr einfach. Du brauchst nur wenige Werkzeuge, um jederzeit zu überprüfen, wie wohl sich deine Pflanzen im aktuellen Klima fühlen.
1. Temperatur und Luftfeuchtigkeit messen
Die Grundlage jeder VPD-Bestimmung sind zwei Werte:
-
Lufttemperatur im Blätterbereich
-
Luftfeuchtigkeit (RH)
Ein einfaches kombiniertes Thermometer/Hygrometer reicht dafür aus.
Wichtig ist, dass das Gerät im Pflanzenbereich hängt, nicht oben oder am Boden des Zelts.
2. Blatt-Temperatur messen (empfohlen)
Für besonders präzise VDP-Werte misst man zusätzlich die Blattoberflächentemperatur.
Diese ist meist 1–3 °C niedriger als die Raumtemperatur – besonders bei LED-Licht.
Warum wichtig?
-
der VPD basiert auf der temperaturabhängigen Verdunstung
-
die Verdunstung entsteht am Blatt, nicht in der Luft
-
ein falscher Temperaturwert führt zu falschem VPD
Ein einfaches Infrarot-Thermometer (Laserthermometer) ist dafür perfekt geeignet.
3. Eine VPD-App oder Tabelle verwenden
Da VPD nicht linear ist, berechnet man ihn nicht im Kopf.
Die gängige Praxis:
-
Temperatur eingeben
-
Blatt-Temperatur eingeben
-
Luftfeuchtigkeit eingeben
-
Phase auswählen
-
App zeigt den exakten VPD und Farbzone (optimal / zu hoch / zu niedrig)
Gute Apps bieten sogar:
-
eigene VPD-Tabellen
-
Messhistorie
-
Hinweise zur Klimaoptimierung
Für größere Setups machen digitale Controller diese Arbeit automatisch.
4. Messpunkt richtig wählen
Der häufigste Fehler ist eine falsche Sensorposition.
Richtig:
-
Sensor ca. auf Blattniveau
-
nicht direkt im Luftstrom eines Ventilators
-
nicht zu nah an der Lampe
-
möglichst in der Mitte der Pflanzenfläche
-
Sensor leicht geschützt vor direktem Licht
Richtige Position = präzise Werte.
5. Tagesverlauf beachten
VPD verändert sich ständig:
-
wenn Licht angeht → Temperatur steigt → VPD steigt
-
wenn Luftfeuchte nachts steigt → VPD fällt
-
wenn Pflanzen größer werden → Mikroklima verändert sich
Optimal ist:
-
morgens kontrollieren
-
mittags kontrollieren
-
abends kontrollieren
So erkennst du Stabilität oder Problemzonen.
6. Warum Controller hilfreich sind
In professionellen Setups steuern Geräte:
-
Luftfeuchtigkeit
-
Temperatur
-
Entfeuchter
-
Luftbefeuchter
-
Abluft
-
CO₂
Diese Systeme halten automatisch die richtige Zone für den aktuellen VPD-Bereich.
Für Hobbygrower reicht jedoch eine manuelle Kontrolle völlig aus.
Was bedeutet kPa?
kPa steht für Kilopascal und ist eine Einheit für Druck.
Beim VPD beschreibt dieser Druck:
Wie stark die Luft Feuchtigkeit aus dem Blatt „ziehen“ möchte.
Warum misst man VPD in kPa?
Weil VPD ein Druckunterschied ist:
-
im Blattinneren herrscht eine sehr hohe Feuchtigkeit
-
in der Umgebungsluft eine geringere oder höhere Feuchtigkeit
-
die Differenz erzeugt einen „Sog“ → Verdunstungsdruck
Dieser Druck wird physikalisch in kPa (Kilopascal) gemessen.
Einfach erklärt: VPD in kPa bedeutet…
-
niedriger kPa-Wert = wenig Druck → Pflanze verdunstet kaum
-
mittlerer kPa-Wert = idealer Druck → gesundes Wachstum
-
hoher kPa-Wert = starker Druck → Pflanze verdunstet zu viel und gerät in Stress
Damit zeigt kPa beim VPD an, wie „hungrig“ die Luft nach Feuchtigkeit ist.
Beispiele zur Orientierung
-
0.5 kPa = Luft ist sehr feucht → Gefahr: langsame Verdunstung
-
1.0 kPa = ausgeglichen → optimal für die Veg
-
1.4 kPa = leicht trocken → gut für die Blüte
-
1.6 kPa+ = sehr trocken → Stressgefahr (Verbrennungen, Taco Leaves)
Warum Grower kPa statt % Luftfeuchte nutzen
Luftfeuchtigkeit allein sagt nicht, wie stark Pflanzen verdunsten.
Beispiel:
-
60 % Luftfeuchte bei 23 °C = niedriger VPD
-
60 % Luftfeuchte bei 29 °C = sehr hoher VPD
Der Unterschied entsteht, weil warme Luft viel mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann.
Deshalb braucht man eine Druckeinheit wie kPa, um beides (Temp + Feuchte) zusammenzufassen.
Kurzer Merksatz
kPa = Verdunstungsdruck.
Je höher der Wert, desto stärker muss die Pflanze Wasser abgeben.
Wie steuert man VPD richtig?
VPD zu steuern klingt kompliziert, ist aber sehr einfach, sobald man versteht, wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit zusammenarbeiten. Der VPD steigt oder sinkt immer durch eine Veränderung eines dieser beiden Werte. Du kannst den VPD also gezielt regulieren, indem du entweder die Temperatur oder die Luftfeuchtigkeit anpasst.
Hier sind die wichtigsten Stellschrauben.
1. Temperatur erhöhen → VPD steigt
Wenn du die Temperatur anhebst:
-
kann die Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen
-
steigt der Verdunstungsdruck
-
verdunstet die Pflanze mehr Wasser
Das ist z. B. sinnvoll:
-
in der Blütephase
-
wenn die Luft zu feucht ist
-
wenn Pflanzen zu wenig Nährstoffe ziehen
2. Temperatur senken → VPD sinkt
Wenn du die Temperatur senkst:
-
kann die Luft weniger Feuchtigkeit halten
-
sinkt der Verdunstungsdruck
-
verdunstet die Pflanze weniger Wasser
Sinnvoll bei:
-
jungen Pflanzen
-
Stress durch zu viel Verdunstung
-
hellen Blattspitzen ohne Hitzeprobleme
3. Luftfeuchtigkeit erhöhen → VPD sinkt
Mehr Luftfeuchtigkeit wirkt „dämpfend“:
-
Verdunstung wird reduziert
-
Pflanzen verlieren weniger Wasser
-
Stomata bleiben entspannt geöffnet
Typische Maßnahmen:
-
Luftbefeuchter
-
nasses Handtuch / Wasserschalen (kleine Setups)
-
Luftstrom reduzieren
Sinnvoll in:
-
Keimlingphase
-
früher Veg
-
Situationen mit zu hoher Lichtintensität
4. Luftfeuchtigkeit senken → VPD steigt
Weniger Feuchtigkeit bedeutet:
-
Luft „zieht“ stärker am Blatt
-
Mehr Verdunstung
-
Weniger Schimmelgefahr
Typische Maßnahmen:
-
Entfeuchter
-
stärkere Abluft
-
wärmere Zuluft
Sinnvoll:
-
in der Blüte
-
bei hoher Blattfeuchtigkeit
-
zur Schimmelprävention
5. Kombination aus Temperatur & Feuchte nutzen
Die effektivste VPD-Regelung entsteht meist durch kleine Anpassungen beider Werte.
Beispiel:
-
Luftfeuchte sinkt von 60 → 55 %
-
Temperatur steigt von 25 → 26 °C
Ergebnis:
VPD steigt zielgenau in die Wunschzone – ohne Pflanzen zu stressen.
6. Blatttemperatur berücksichtigen
LEDs erzeugen wenig Infrarot, daher sind die Blätter oft kühler als die Luft.
Der VPD steigt dadurch stärker als erwartet.
Regel:
-
Blatttemperatur messen
-
Bei LED 1–3 °C abziehen
-
VPD mit diesem Wert berechnen
Das verhindert Messfehler und unnötigen Stress.
7. Tag- und Nacht-VPD unterscheiden
Nachts:
-
sinkt die Temperatur
-
steigt die Luftfeuchtigkeit
-
fällt der VPD natürlich stark ab
Das ist normal — aber zu niedriger VPD (<0.4) kann Schimmel fördern.
Empfehlung:
-
nachts moderat entfeuchten
-
etwas höhere Temperaturen halten, wenn möglich
8. Klimageräte sinnvoll kombinieren
Für stabile VPD-Werte helfen:
-
Luftbefeuchter
-
Entfeuchter
-
temperaturgeregelte Abluft
-
Umluftventilatoren
-
optional: Klima-Controller
Je stabiler das Setup, desto weniger Stress für die Pflanzen.
Praktische Regel für Grower
Temperatur steuert den VPD grob.
Luftfeuchtigkeit steuert den VPD fein.
VPD nach Phase richtig einstellen
Pflanzen benötigen je nach Entwicklungsphase unterschiedliche VPD-Werte.
Das liegt daran, dass sich ihr Wasserbedarf, ihr Stoffwechsel und ihre Widerstandskraft im Verlauf des Wachstums stark verändern. Ein optimaler VPD in jeder Phase sorgt für gesundes Wachstum, saubere Transpiration und maximale Effizienz der Nährstoffaufnahme.
Hier findest du die optimalen Werte und den physiologischen Grund dahinter.
Keimling & frühe Phase – niedriger VPD (0.4–0.8 kPa)
Warum?
-
junge Pflanzen haben kaum Wurzeln
-
die Verdunstungsrate muss niedrig bleiben
-
hohe Luftfeuchtigkeit stabilisiert die Zellstruktur
-
verhindert, dass Keimlinge austrocknen
Ziel:
langsame, stabile Verdunstung ohne Stress.
Vegetative Phase – mittlerer VPD (0.8–1.2 kPa)
Warum?
-
Pflanzen entwickeln größere Blätter
-
Wurzeln können mehr Wasser liefern
-
Photosynthese läuft aktiver
-
Stomata sollen offen bleiben
Ein mittlerer VPD fördert:
-
schnelles, kräftiges Wachstum
-
stabile Seitentriebe
-
effiziente Nährstoffaufnahme
Ziel:
maximales vegetatives Wachstum ohne Überverdunstung.
Frühe Blüte (Stretch) – leicht erhöhter VPD (1.0–1.3 kPa)
Warum?
-
Pflanzen verbrauchen in dieser Phase viel Energie
-
höhere Verdunstung fördert Nährstofftransport
-
Stretch bleibt kontrolliert statt übermäßig
Ein leicht trockeneres Klima hält die Pflanze leistungsfähig und verhindert Feuchtigkeitsprobleme.
Ziel:
kontrolliertes, starkes Wachstum zu Beginn der Blüte.
Vollblüte & Reife – hoher VPD (1.2–1.6 kPa)
Warum?
-
dichte Blüten können Feuchtigkeit leicht einschließen
-
höherer VPD reduziert Schimmelrisiko
-
fördert Harzbildung und Aromaausprägung
-
Pflanzen können hohen VPD besser verkraften, da Wurzeln voll entwickelt sind
Ein zu niedriger VPD in dieser Phase führt schnell zu Schimmel oder Botrytis.
Ziel:
trockenere Luft für dichte, gesunde Blüten und maximale Qualität.
Warum der VPD im Verlauf steigt
Zum Ende der Veg:
→ Pflanze kann mit höherem Verdunstungsdruck umgehen.
Zur Blüte:
→ Trockeneres Klima schützt Blüten und verbessert die Nährstoffbewegung.
Zur Reife:
→ Höherer VPD sorgt für aromatischere, kompaktere Blüten.
Der VPD ist ein dynamischer Wert
Pflanzen wachsen — und das Klima verändert sich automatisch:
-
mehr Blattmasse → höhere Luftfeuchtigkeit
-
stärkere Beleuchtung → höhere Blatttemperatur
-
dichteres Blätterdach → Mikroklima wird enger
Deshalb sollte der VPD regelmäßig überprüft und angepasst werden.
Typische Probleme durch falschen VPD
Ein falsch eingestellter VPD gehört zu den häufigsten Ursachen für Wachstumsprobleme im Indoor-Grow. Da viele Grower nur Temperatur und Luftfeuchtigkeit getrennt betrachten, entstehen Stresssymptome, die oft fälschlich als Nährstoffmangel oder pH-Problem interpretiert werden.
Die tatsächliche Ursache ist jedoch häufig ein zu hoher oder zu niedriger Verdunstungsdruck.
Hier sind die wichtigsten Auswirkungen im Überblick.
Probleme bei zu niedrigem VPD (zu feuchte Luft)
Verdunstungsdruck < 0.8 kPa
1. Verlangsamtes Wachstum
Die Pflanze verdunstet kaum Wasser. Dadurch:
-
bleiben Stomata halb geschlossen
-
sinkt die CO₂-Aufnahme
-
verlangsamt sich die Photosynthese
Das Wachstum wird sichtbar gebremst.
2. Schwache Nährstoffaufnahme
Ohne Verdunstung fehlt der „Zug“ in den Wurzeln.
Das führt zu:
-
Nährstoffmängeln trotz ausreichender Düngung
-
weichen Trieben
-
helleren Blättern
3. Schimmelrisiko im Blätterdach und in der Blüte
Zu hohe Luftfeuchte begünstigt:
-
Mehltau
-
Blattflecken
-
Botrytis (Blütenschimmel)
Besonders gefährlich in der späten Blüte.
4. Hängende oder aufgequollene Blätter
Die Blätter können Wasser nicht mehr effizient abgeben.
Typische Symptome:
-
„schwere“, nach unten gebogene Blätter
-
aufgequollene Blatttextur
-
langsame Trocknung der Erde
Probleme bei zu hohem VPD (zu trockene Luft)
Verdunstungsdruck > 1.4–1.6 kPa
1. Übermäßige Verdunstung und Wasserstress
Die Pflanze verliert Wasser schneller, als die Wurzeln es liefern können.
Anzeichen:
-
eingerollte Blätter („Taco Leaves“)
-
trockene Spitzen
-
schnelles Austrocknen des Substrats
2. Nährstoffverbrennungen
Durch starken Wasserverlust zieht die Pflanze zu viele Nährstoffe auf einmal.
Ergebnis:
-
verbrannte Blattspitzen
-
dunklere, gestresste Blätter
-
punktuelle Nekrosen
3. Stomata schließen sich
Bei starkem Druck schließt die Pflanze ihre Poren, um Wasser zu halten.
Folgen:
-
Photosynthese stoppt
-
kein CO₂-Austausch
-
Blätter wirken stumpf und steif
4. Verzögerte oder stagnierende Blütenentwicklung
Stress durch zu hohen VPD führt zu:
-
sehr kleinen Blütenansätzen
-
geringerer Harzproduktion
-
schlechterer Aromaausprägung
Die Pflanze investiert in Überleben statt in Blüten.
Warum falscher VPD oft falsch diagnostiziert wird
Symptome werden oft verwechselt mit:
-
CalMag-Mangel
-
Stickstoffmangel
-
Überdüngung
-
Trockenheit/Hitzestress
Doch die tatsächliche Ursache ist meist ein Klima-Ungleichgewicht, das mit einem Blick auf den VPD sichtbar geworden wäre.
VPD ist einer der wichtigsten Klima-Werte im Indoor-Grow, weil er Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu einer einzigen, aussagekräftigen Kennzahl verbindet. Wer den VPD richtig nutzt, steuert Verdunstung, Nährstoffaufnahme und Wachstum deutlich präziser als mit klassischen Klimaangaben allein. Mit den passenden VPD-Zonen für jede Wachstumsphase bleiben Pflanzen widerstandsfähig, wachsen gleichmäßig und entwickeln in der Blüte eine hohe Qualität ohne erhöhtes Schimmelrisiko.
Schon einfache Anpassungen an Temperatur oder Luftfeuchte reichen aus, um den VPD stabil zu halten und ein optimales Raumklima zu schaffen.
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